Leseprobe "Die Chronik des großen Dämonenkrieges 1: Das Vermächtnis des Königs"

Stefan Burban • 12. Dezember 2022
Hier eine kurze Textstelle zum Roman "Die Chronik des großen Dämonenkrieges 1: Das Vermächtnis des Königs":


Ein betrunkener Bettler torkelte an Darellior vorbei, blieb stehen und übergab sich ohne Vorwarnung lautstark auf die Straße. Es gelang dem Ordensritter gerade noch, dem Schwall Erbrochenem ausweichen. Darellior sah sich verwundert um. Niemand nahm von dem Bettler und seiner misslichen Lage Notiz.

 

Einem ersten Impuls folgend, wollte er Hilfe anbieten, doch der Betrunkene wischte sich einfach den Mund am schmutzigen Ärmel ab und setzte seinen Weg unbeirrt fort, als wäre nichts geschehen. Darellior sah dem Mann kopfschüttelnd hinterher, wie er um die nächste Ecke verschwand.

 

Er warf einen Blick gen Himmel. Die Sonne war fast schon unter den Horizont gesunken und die Straßen von Tansara versanken langsam in Dunkelheit. Nicht mehr lange und es würde stockfinster werden. Dann würden die Gardisten und die Stadtwache die Straßen der Armenviertel dem Gesindel überlassen, bis sie sich am nächsten Morgen wieder aus ihren Kasernen trauten. Nach dem Besuch der Stadtwache am Mittag vermutete Darellior stark, dass den Stadtwachen dies gar nicht recht war und an ihrer Ehre zerrte. Aus Erfahrung wusste er, dass den Gardisten dieses Arrangement hinge-gen durchaus gelegen kam, machte es doch deren Arbeit erheblich einfacher, wenn sich des Nachts die Straßenbanden gegenseitig die Köpfe blutig schlugen. Und falls Unbeteiligte zu Schaden kämen, nun, so waren sie selbst schuld, wenn sie sich aus ihren Häusern trauten.

 

Langsam glaubte er, es war eine schlechte Entscheidung, allein loszumarschieren, um Rican und Mirac abzuholen. Reval war auf eigenen Wunsch zurückgeblieben. Eigentlich kein Wunder, wenn man bedachte, wie er und die Dirne zuvor aneinandergeraten waren. Darellior war über diese Entscheidung so erleichtert gewesen, dass er tatsächlich gedacht hatte, er könne den Auftrag guten Gewissens auch allein durchführen. Inzwischen zweifelte er an der Weisheit seiner Entscheidung. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Die Straßen des nächtlichen Tansara waren kein Ort, an dem man sich ohne Rückendeckung aufhielt. Zu schnell konnte es geschehen, dass man sich mit durchschnittener Kehle im Fluss wiederfand. Ein Schicksal, dem er tunlichst aus dem Weg gehen wollte.

 

Die Schatten wurden länger und in einige der kleineren Seitenstraßen und Gassen drangen bereits keine Lichtstrahlen mehr. Bald würden sich die Halsabschneider aus ihren Löchern trauen, auf der Suche nach leichter Beute. Er musste sich beeilen. Darellior bildete sich ein, aus den Schatten Augenpaare starren zu sehen, die jeden seiner Schritte belauerten. Er sprach ein kurzes Gebet zu Ariadne. Aber noch während er die Worte murmelte, beschleunigte er unbewusst seine Schritte. Je schneller er wieder nach Caralyn zu-rückkehren konnte, desto wohler würde er sich fühlen.

 

Der Ordensritter tastete nach dem Kurzschwert unter seinem Wams. Der kalte Stahl fühlte sich beruhigend an. Das Kettenhemd schmiegte sich wie eine zweite Haut an seinen Körper. Die Schmiedemeister des Ordens waren wahre Künstler in ihrem Fach. Die einzelnen Maschen des Kettenhemds waren so eng ineinander verflochten, dass kein Pfeil oder Messer sie durchdringen konnte. Nur ein wahrhaft furchtbarer Schwerthieb konnte hoffen, das Hemd zu beschädigen und den Träger darunter zu verletzen. Es war unsin-nig, sich über einige Strauchdiebe Gedanken zu machen. Keiner von ihnen konnte über die Mittel verfügen, ihm ernsthaft gefährlich zu werden. Seine exzellente Ausbildung hatte er zudem noch in der Hinterhand.

 

Am Ende der Straße kam endlich die Pension in Sicht, in der die Dirne und ihr Sohn lebten. Die Aussicht, sein Ziel erreicht zu haben, ließ ihn seine Schritte noch einmal beschleunigen.

Darellior trat auf die schmutzige, verkommene Veranda und durch den Türrahmen. Irgendwann hatte vielleicht sogar eine Tür den Rahmen ausgefüllt, doch das war bereits lange vergangen. Nun legten nur noch die verrosteten, verdrehten Scharniere Zeugnis darüber ab.

 

Hinter dem Tresen saß der Pförtner auf einem vergammelten Stuhl und schlief den Schlaf der Gerechten. Um der ganzen Sache die Krone aufzusetzen, hatte er Darellior den Rücken zugewandt. In einem noblen oder auch nur mittelständischen Etablissement wäre so ein pflichtvergessenes Verhalten undenkbar. Aber hier und jetzt musste man, was das Personal betraf, wohl Abstriche machen.

 

Der junge Ordensritter rümpfte angewidert die Nase. Etwas stank hier ganz erbärmlich nach Urin und Schlimmerem. Als hätte jemand das Foyer als Toilette benutzt. Er wollte gar nicht darüber nach-denken, ob das vielleicht sogar den Tatsachen entsprach.

 

Darellior erwog, den Mann einfach schlafen zu lassen und das Zimmer von Rican ohne Umschweife aufzusuchen. In einem seltenen Anfall von Humor beschloss er jedoch, den Pförtner zu wecken und sich anzumelden, wie es sich in einer Pension gehörte. Zweifellos würde der Alte eine Schimpftirade zum Besten geben, aber was sollte er schon groß gegen den hochgewachsenen Ritter unternehmen?

 

»Hey da, guter Mann, aufwachen!« Seine Hand fiel lautstark mehrmals auf den Tresen und halb erwartete er, der Pförtner würde vor Schreck vom Stuhl fallen. Doch nichts dergleichen geschah.

 

»Aufwachen, habe ich gesagt. Hier ist Kundschaft für Euch.« Wieder nahm der Pförtner keine Notiz von Darellior, der allmählich die Geduld verlor. Er griff über den Tresen hinweg und rüttelte unsanft an der Stuhllehne. Und tatsächlich kam endlich Leben in den Körper. Zu Darelliors Entsetzen, rutschte der Mann vom Stuhl und schlug ungebremst auf dem Boden auf.

Darellior glaubte schon, er habe nur einen weiteren Betrunkenen vor sich. Doch dann fielen ihm dunkle Flecke auf der Hose des Pförtners auf. Seine Augen wanderten nach oben zum Gesicht des Mannes. Gebrochene, leere Augen starrten an die Decke. Ein Ausdruck von Überraschung lag noch immer auf seinen Zügen. Dem armen Kerl war die Kehle durchgeschnitten worden.

 

Das erklärte auch den überwältigenden Geruch nach menschlichen Ausdünstungen. Im Tod hatten sich die Muskeln des Pförtners entspannt und Darm und Blase entleert. Plötzlich hörte er den Schrei einer Frau durch das Treppenhaus.

 

Rican!

 

Darellior stürmte die Treppe hinauf, wobei er zwei Stufen auf einmal nahm. Aus dem oberen Stockwerk waren nun Kampfgeräusche zu hören. Ein Mann fluchte und kurz darauf stürzte jemand zu Boden. Angst und düstere Vorahnungen ließen ihn alle Vorsicht vergessen.

 

Das kostete ihn beinahe das Leben.

 

Auf der obersten Stufe angekommen, griff er unter das Wams und tastete nach dem verborgenen Kurzschwert. Im selben Augenblick bemerkte er aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Eine in Schwarz gehüllte und vermummte Gestalt trat ihm herausfordernd entgegen, das Gesicht tief in den Schatten seiner Kapuze verborgen. Der Ordensritter glaubte, in den Tiefen der Kapuze ein paar erwartungsvolle Augen glitzern zu sehen, die ihn kalt musterten. Eine hämische Vorfreude ging von dem Mann aus.


von Stefan Burban 15. Juni 2025
Ich hab jetzt mit KI die Tiamat (das ruulanische Flaggschiff) noch einmal neu entworfen. 🙂
von Stefan Burban 13. Juni 2025
Unbemannte Waffenplattform der Hinrady
von Stefan Burban 12. Juni 2025
Seit Kurzem ist das Hörbuch "Das gefallene Imperium 1: Die letzte Bastion" bei Audible für nur 3,95 Euro erhältlich. Man muss kein Abonnent sein. Der Preis gilt für alle. Wie lange die Preisaktion andauern wird, ist mir leider nicht bekannt. Weiterhin kann das Hörbuch für Audible-Abonnennten immer noch ohne Zusatzkosten direkt von der Homepage gestreamt werden. Die Ebooks der kompletten Hauptserie kosten weiterhin 4,99 Euro.
von Stefan Burban 10. Juni 2025
Eine der Bedingungen des Friedensvertrags von 2857 bestand darin, das Solsystem unter Kontrolle der Drizil zu behalten. Der Republik wurde jedoch ständiger (unbewaffneter) Zugang gewährt. Um die Streitkräfte der Drizil zu entlasten, wurde der Bevölkerung von Erde, Mars und den Wohnhabitaten die Aufstellung einer eigenen Miliztruppe gewährt, um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Diese Miliz war eigentlich wenig mehr als eine Polizeitruppe. Sie erhielt jedoch unerwartet Bedeutung bei der Nefraltiri-Invasion des Solsystems von 2891. Während der Kämpfe, taten sich die Milizionäre als mobile, schwer bewaffnete Truppe hervor und leisteten Herausragendes.
von Stefan Burban 3. Juni 2025
Für die Serie "Das gefallene Imperium", habe ich ein Wappen für die Terranisch-Republikanische Liga entworfen. Die Buchstaben SPQRI stehen für Senatus Populusque republicae imperialis = Der Senat und das Volk der imperialen Republik
von Stefan Burban 31. Mai 2025
Das gefallene Imperium - Neuer Legionärstyp
von Stefan Burban 29. Mai 2025
Das Manuskript des neuen (elften) Imperium-Romans mit dem Titel "Waffenbrüder" ist nun zu 50 % fertig. Aus diesem Grund hier eine neue Leseprobe, frisch von meinem Arbeitsplatz: Die Steuerbordbreitseite wurde schwer getroffen und das gewaltige Kriegsschiff neigte sich auf dieser Seite be-denklich gen Boden. Finn biss sich auf die Unterlippe, be-fürchtete er doch schon das Schlimmste. Die Besatzung ge-wann jedoch den Kampf gegen die Schwerkraft. Die Fluglage der Colossus stabilisierte sich. Es gewann sogar langsam an Höhe. Unendlich vorsichtig, schob sich der Rumpf des Dreadnoughts durch die Wolkendecke Richtung Weltraum. Der unbekannte Feind war mit der Colossus aber noch nicht fertig. Unaufhörlicher Beschuss hämmerte auf bereits ge-schlagene Wunden ein. Ein Teil der gegnerischen Jäger drehte jedoch von der verwundeten Beute ab und griff die Stadt an. Ohne Mitleid oder Zögern bombardierten sie die Wohncontainer der Drizil. Bei allem Mitgefühl, bewegte den Anführer der Schattenle-gionen in diesem Moment jedoch nur eines: „Holt den Präsi-denten von der Bühne! Sofort!“ Wie sich herausstellte, war die Anweisung gar nicht not-wendig. Die Schattenlegionäre zerrten den Präsidenten, seine Frau und dessen gesamten Stab recht unsanft von der Bühne und brachten die Gruppe hinter einer Pinasse in Si-cherheit. Finn gesellte sich mit dem Gewehr im Anschlag dazu. Präsi-dent Donelly wollte in das Beiboot steigen, doch einer der Legionäre hielt ihn zurück. Finn packte den Mann grob an der Schulter. „Noch nicht. Wenn wir jetzt starten, pusten die uns vom Himmel, noch bevor wir den Orbit erreichen. Die Luft- und Raumverteidigung der Drizil, obwohl völlig überrascht von dem brutal ausgeführten Angriff, begann zu reagieren. Der Himmel war plötzlich voller Jäger der Fle-dermausköpfe, die sich eine wüste Schlägerei mit den unbe-kannten Angreifern lieferten. Die Drizil waren erheblich in der Überzahlt, es gelang ihnen aber dennoch kaum, die Stellung zu halten. Der Him-mel war erfüllt von einem Lichtermeer – schön und schreck-lich zugleich. Die Jagdgeschwader beider Seiten führten einen tödlichen Tanz auf. Energiestrahlen zuckten schein-bar ohne Plan und ziellos umher. Kampfmaschinen explodier-ten und ihre Überreste regneten brennend zur Oberfläche hinab. Schwere Laserbatterien mischten sich vom Boden aus in den Kampf ein. Sie woben ein gewaltiges Netz und jeder Feind, der damit in Berührung kam, verging in einem Wimpern-schlag. Dermaßen schnell, dass der betreffende Pilot nicht bemerkte, was ihn getroffen hatte. Die Kämpfe weiteten sich aus. Klobige Schiffe lösten sich aus dem Gefecht, scheinbar unbeteiligt. Finn war lange ge-nug Soldat, um einen Truppentransporter zu erkennen, wenn er einen sah. Er packte das Bolzengewehr in seinen Händen fester. Nun würden sie ihrem Feind bald Auge in Auge ge-genüberstehen. Oberhalb der Wolken gab es eine immense Explosion. So groß, dass sie für ein paar Sekunden die Aufmerksamkeit aller am Boden fesselte. Finn presste die Lippen aufeinander. Er hoffte nur, dass es nicht die Colossus erwischt hatte.
von Stefan Burban 26. Mai 2025
Gardist einer Til-Nara-Königin
von Stefan Burban 24. Mai 2025
Nachdem mein Lektoratsdurchgang des 1. Terra-Romans abgeschlossen ist, widme ich mich seit heute wieder der Arbeit an Imperium 11. :-) Die Evocati erobern soeben eine Hinradyeinrichtung auf dem Titan. (KI generiert)
von Stefan Burban 17. Mai 2025
Das Hörbuchcover für den ersten Band meiner neuen Serie steht bereits:
Weitere Beiträge