Leseprobe "Der Ruul-Konflikt 16 (Die Til-Nara-Front 2): Bruder gegen Bruder
Stefan Burban • 12. Dezember 2022
Die Vorbereitungen für die Umsetzung des Osiris-Protokolls liefen auf Hochtouren. Die Federführung übernahm dabei wie selbstverständlich Konteradmiral Nelmerov. Osborne schien ausgebootet zu sein und zog sich immer weiter zurück. Er hielt sich weitestgehend in seinem Büro oder seinem Privatquartier auf.
Da sich die Vorbereitungen hauptsächlich auf Nelmerovs Verband sowie die im Anflug befindlichen Kampfgruppen beschränkten, kamen die Besatzungen von Osbornes Einheiten in den Genuss einer dringend benötigte Erholungspause. Die Freizeiteinrichtungen der Raumstation im Dar’tai-System wurden dafür mit Begeisterung genutzt. Unter anderem verfügte die Station über eine Bar, von der aus man einen atemberaubenden Ausblick auf das System genießen konnte.
Commander John Desmond und Commander Lea Hasagara betraten die Lounge der Bar mit lässigem Gang. Seit sie quasi aus dem Verkehr gezogen worden waren und ihre Schiffe hier nutzlos vor Anker lagen, hatten sich die Ersten Offiziere der Saber II und der Vigilantes öfters getroffen. Es gab ohnehin nicht viel zu tun und die beiden XO hatten festgestellt, dass sie einige Gemeinsamkeiten besaßen. Unter anderem eine tiefe Abneigung gegen Konteradmiral Victor Nelmerov, der arrogante kleine Scheißkerl stolzierte durch die Station, als würde sie ihm gehören.
Darüber hinaus behandelte er sämtliche hier stationierten Offiziere und Mannschaften, als handele es sich um Dreck unter seinen Fingernägeln. Offenbar betrachtete er die Soldaten, die er mitgebracht hatte, als Elitetruppe und den hiesigen Streitkräften bei Weitem überlegen. Offiziell bekleidete Osborne immer noch den Status des Gefechtskommandanten von Dar’tai. Inoffiziell hatte Nelmerov, obwohl er den niedrigeren Rang bekleidete, den Mann beerbt. Die meisten verstanden das nicht wirklich. Auch sahen viele nicht ein, warum Osborne sich das überhaupt gefallen ließ. Aber Nelmerov genoss die Rückendeckung Hoffers, was ihm einige Freiheiten bescherte.
Kaum hatten die beiden XO die Bar betreten, da stupste Hasagara ihren Kollegen an und deutete mit einem Wink des Kinns verstohlen in einen Ecksitzbereich der Bar. Desmond folgte ihrem Blick und konnte seine Überraschung kaum verhehlen. Vizeadmiral Reginald Osborne saß dort ganz alleine mit einem Glas auf dem Tisch, dessen Inhalt nach Scotch aussah. Die bereits vorhandenen fünf leeren Gläser zeigten, dass er wohl schon eine Weile damit beschäftigt war, sich die Kante zu geben.
Desmond wollte die entgegengesetzte Ecke der Bar ansteuern. Was er jetzt ganz bestimmt nicht gebrauchen konnte, war eine Begegnung mit dem de facto abgesetzten Admiral. Hasagara hingegen hielt ihn zurück.
»Das ist die Gelegenheit«, flüsterte sie ihm zu.
Desmond zog eine Augenbraue hoch. »Wofür? Unsere Karrieren zu ruinieren?« Er winkte ab. »Danke, aber ich bin gern Flottenoffizier.«
»Nein, du Blödmann«, hielt sie spöttisch dagegen. »Mit ihm mal Tacheles zu reden. Ich will wissen, warum er sich das alles von diesem Arsch Nelmerov gefallen lässt.«


Seit Kurzem ist das Hörbuch "Das gefallene Imperium 1: Die letzte Bastion" bei Audible für nur 3,95 Euro erhältlich. Man muss kein Abonnent sein. Der Preis gilt für alle. Wie lange die Preisaktion andauern wird, ist mir leider nicht bekannt. Weiterhin kann das Hörbuch für Audible-Abonnennten immer noch ohne Zusatzkosten direkt von der Homepage gestreamt werden. Die Ebooks der kompletten Hauptserie kosten weiterhin 4,99 Euro.

Eine der Bedingungen des Friedensvertrags von 2857 bestand darin, das Solsystem unter Kontrolle der Drizil zu behalten. Der Republik wurde jedoch ständiger (unbewaffneter) Zugang gewährt. Um die Streitkräfte der Drizil zu entlasten, wurde der Bevölkerung von Erde, Mars und den Wohnhabitaten die Aufstellung einer eigenen Miliztruppe gewährt, um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Diese Miliz war eigentlich wenig mehr als eine Polizeitruppe. Sie erhielt jedoch unerwartet Bedeutung bei der Nefraltiri-Invasion des Solsystems von 2891. Während der Kämpfe, taten sich die Milizionäre als mobile, schwer bewaffnete Truppe hervor und leisteten Herausragendes.

Das Manuskript des neuen (elften) Imperium-Romans mit dem Titel "Waffenbrüder" ist nun zu 50 % fertig. Aus diesem Grund hier eine neue Leseprobe, frisch von meinem Arbeitsplatz: Die Steuerbordbreitseite wurde schwer getroffen und das gewaltige Kriegsschiff neigte sich auf dieser Seite be-denklich gen Boden. Finn biss sich auf die Unterlippe, be-fürchtete er doch schon das Schlimmste. Die Besatzung ge-wann jedoch den Kampf gegen die Schwerkraft. Die Fluglage der Colossus stabilisierte sich. Es gewann sogar langsam an Höhe. Unendlich vorsichtig, schob sich der Rumpf des Dreadnoughts durch die Wolkendecke Richtung Weltraum. Der unbekannte Feind war mit der Colossus aber noch nicht fertig. Unaufhörlicher Beschuss hämmerte auf bereits ge-schlagene Wunden ein. Ein Teil der gegnerischen Jäger drehte jedoch von der verwundeten Beute ab und griff die Stadt an. Ohne Mitleid oder Zögern bombardierten sie die Wohncontainer der Drizil. Bei allem Mitgefühl, bewegte den Anführer der Schattenle-gionen in diesem Moment jedoch nur eines: „Holt den Präsi-denten von der Bühne! Sofort!“ Wie sich herausstellte, war die Anweisung gar nicht not-wendig. Die Schattenlegionäre zerrten den Präsidenten, seine Frau und dessen gesamten Stab recht unsanft von der Bühne und brachten die Gruppe hinter einer Pinasse in Si-cherheit. Finn gesellte sich mit dem Gewehr im Anschlag dazu. Präsi-dent Donelly wollte in das Beiboot steigen, doch einer der Legionäre hielt ihn zurück. Finn packte den Mann grob an der Schulter. „Noch nicht. Wenn wir jetzt starten, pusten die uns vom Himmel, noch bevor wir den Orbit erreichen. Die Luft- und Raumverteidigung der Drizil, obwohl völlig überrascht von dem brutal ausgeführten Angriff, begann zu reagieren. Der Himmel war plötzlich voller Jäger der Fle-dermausköpfe, die sich eine wüste Schlägerei mit den unbe-kannten Angreifern lieferten. Die Drizil waren erheblich in der Überzahlt, es gelang ihnen aber dennoch kaum, die Stellung zu halten. Der Him-mel war erfüllt von einem Lichtermeer – schön und schreck-lich zugleich. Die Jagdgeschwader beider Seiten führten einen tödlichen Tanz auf. Energiestrahlen zuckten schein-bar ohne Plan und ziellos umher. Kampfmaschinen explodier-ten und ihre Überreste regneten brennend zur Oberfläche hinab. Schwere Laserbatterien mischten sich vom Boden aus in den Kampf ein. Sie woben ein gewaltiges Netz und jeder Feind, der damit in Berührung kam, verging in einem Wimpern-schlag. Dermaßen schnell, dass der betreffende Pilot nicht bemerkte, was ihn getroffen hatte. Die Kämpfe weiteten sich aus. Klobige Schiffe lösten sich aus dem Gefecht, scheinbar unbeteiligt. Finn war lange ge-nug Soldat, um einen Truppentransporter zu erkennen, wenn er einen sah. Er packte das Bolzengewehr in seinen Händen fester. Nun würden sie ihrem Feind bald Auge in Auge ge-genüberstehen. Oberhalb der Wolken gab es eine immense Explosion. So groß, dass sie für ein paar Sekunden die Aufmerksamkeit aller am Boden fesselte. Finn presste die Lippen aufeinander. Er hoffte nur, dass es nicht die Colossus erwischt hatte.