Blutläufer 3 - Leseprobe
Stefan Burban • 5. August 2024
Derzeit arbeite ich unter Hochdruck an "Blutläufer 4: Vor den Toren der Hölle". Daher hier eine Leseprobe zum 3. Band "Exodus":
Marc Watson, Befehlshaber des Angriffskreuzers Babylon, hielt sich krampfhaft am Geländer seiner Kommandostation fest. Praktisch ununterbrochen prasselten Raketen und Energiestrahlen auf das Rebellenschiff ein.
Watson biss die Zähne zusammen. »Tony, volle Energie auf den Antrieb. Wir brauchen mehr Manövrierfähigkeit.«
Der Navigator des Angriffskreuzers reagierte nicht. Marc runzelte die Stirn. »Tony? Mehr Energie auf den verdammten Antrieb!«
Der Rebellenoffizier wandte sich um und verharrte auf der Stelle. Der Navigator lag regungslos in seiner horizontalen Halterung. Die milchig weißen Augen, in denen man die Pupillen nicht mehr sehen konnte, hätten für gewöhnlich bedeutet, dass sich der Mann im Vortex befand. Ein dünner Blutstrom zog aus beiden Nasenlöchern und den Augenwinkeln seine Bahn über das Kinn. Langsam und beständig tropfte der rote Saft auf den Boden. Der linke Arm des Navigators hatte sich aus der Halterung gelöst und wippte bar jedes Lebens im Takt der Erschütterungen des Kriegsschiffes hin und her.
Der Navigator weilte nicht mehr unter den Lebenden. Noch während sein Geist im Vortex beschäftigt gewesen war, hatte ihn das Schicksal ereilt.
Watson schluckte, trat zu seinem Freund und legte diesem dessen linke Hand auf die Brust. Anschließend drückte er ihm die Augen zu. »Wir sehen uns gleich wieder, Bruder«, sprach er die Unheil verkündenden Worte aus.
Die überlebenden Besatzungsmitglieder seiner Brückencrew warfen ihm schräge Blicke zu. Es lag weder Anklage noch Verzweiflung darin, nur die Akzeptanz des Unausweichlichen.
Watson trat zurück an die Kommandostation. Der Offizier war in
früheren Zeiten bekannt gewesen als Templer GX‑112587. Das kam ihm inzwischen vor wie ein böser Traum – oder schlichtweg wie ein anderes Leben. Seine Hände schlossen sich um den Rahmen, der die Kommandostation einhüllte. Vor dem zentralen Brückenfenster nahmen die imperialen Schiffe Aufstellung für die letzte Offensive. Und dieses Mal würden sie die Abwehrlinien der Rebellen durchbrechen.
Unter der Babylon befand sich Basis Delta Blue. Man hatte sie auf einem Asteroiden inmitten eines großen Trümmerfeldes im Ipoli-System angelegt. Der Sinn dahinter war offensichtlich. Man hatte gehofft, damit der Aufmerksamkeit der Rod’Or und ihrer Schergen zu entgehen. Watson machte eine verkniffene Miene. »So viel dazu«, murrte er verdrossen. Seine Miene hellte sich sogleich wieder auf. Er bereute nichts. Seine Befreiung durch Gareth Finch und der Kampf, den sie gemeinsam mit so vielen anderen aufgenommen hatten: All das zählte zu den Sternstunden seines Lebens. Es gab überhaupt nichts zu bereuen.
Ihre Chancen standen von Anfang an schlecht gegen einen Feind, der ihnen zahlenmäßig tausendfach überlegen war. Aber der Kampf für die Freiheit war immer lohnenswert. So etwas wie sinnlosen Widerstand gab es nicht, wenn freie Wesen darum rangen, frei zu sein. Er lächelte. Watson würde heute sterben. Dieser Ausgang war unvermeidlich. Aber er starb als freier Mensch. Manchmal konnte man vom Leben nicht mehr verlangen.
Seine Finger verkrampften sich dermaßen fest um den Rahmen, dass die Knöchel weiß hervortraten. Mit einem schnellen Blick verschaffte er sich einen Überblick über die aktuelle Lage.
Das Delta Blue zugeordnete Schutzgeschwader war zu mehr als neunzig Prozent vernichtet. Die noch vorhandenen Schiffe und Jäger würden demnächst von der Masse an feindlichen Kräften überwältigt. Aber noch waren sie nicht tot. Noch konnten sie kämpfen. Noch konnten sie dem Feind die Zähne zeigen.
»Befehl an alle Schiffe«, ordnete er an. »Neu formieren zum Gegenangriff.«
Jessica Mack, seine Nummer zwei, grinste angesichts des Befehls. Sie wusste, was im Kopf ihres Kommandanten vor sich ging. Sie wusste es und billigte es. Wenn sie schon draufgingen, dann würden sie den Ashrak vorher noch eine blutige Nase verpassen. Es blieb ihnen keine andere
Option mehr, als den Preis des Feindes für die Einnahme von Delta Blue in die Höhe treiben.
Die Offizierin gab den Befehl weiter. Umgehend formierten sich siebenundzwanzig Schiffe um die Babylon. Jagdgeschwader bezogen Position, um den schweren Kampfeinheiten Deckung zu geben.
Watsons Miene nahm einen entschlossenen Ausdruck an. »Vormarsch einleiten!«, befahl er schlicht.
Achtundzwanzig Rebellenschiffe rückten gegen mehr als zwei-hundert Ashrakkampfraumer vor. Das All zwischen beiden Verbänden war angefüllt mit den Trümmern und Wracks einer erbitterten Schlacht.
Die Rebellenschiffe eröffneten das Feuer. Die taktischen Offiziere konzentrierten den Beschuss auf einzelne, zumeist bereits beschädigte Einheiten und schalteten sie mit chirurgischer Präzision aus. Die Ashrak verloren innerhalb weniger Minuten sieben Schiffe. Das Schutzgeschwader schlug in seinen letzten Zuckungen noch gefährlich die Krallen in das Fleisch des Feindes.
Die Rebellenjäger stürmten vor, um die feindlichen Jagdgeschwader in Empfang zu nehmen. Es entbrannte eine hitzige Schlacht innerhalb der Schlacht und für einen winzigen Moment unvergleichlichen Ruhms schien es nicht nur, als würden die Rebellen die Stellung behaupten – nein, sie drängten den Feind allein durch die Wucht der Offensive zurück. Und dann konterte ihr Gegner.
Die Ashrak entsandten Verstärkung und die Rebellenjäger wurden mit verächtlicher Leichtigkeit aus dem All gefegt. Währenddessen feuerten Watsons Schiffe mit allem, was sie aufzubieten hatten, auf den Gegner. Sie erzielten Treffer um Treffer und der Beschuss zeitigte sogar bescheidene Erfolge.
Die Babylon allein schaltete einen Träger und einen Kampfkreu-zer aus. Andere Schiffe erledigten Zerstörer, Fregatten und mehrere Kreuzer. Es gelang sogar, eines der Schlachtschiffe dermaßen entscheidend zu beschädigen, dass es beidrehen und den Kampf abbrechen musste.
Watson wusste, sie hatten keine Chance. Trotzdem hielt sich hartnä-ckig eine euphorische Stimme in seinem Hinterkopf, die ihm einflüster-te, dass sie die Stellung unter Umständen lange genug würden halten
können, bis die Basis evakuiert werden konnte und all die Blutläufer auf der Oberfläche des Asteroiden entkommen waren. Fall es gelang, den Feind aufzuhalten, würden Hunderte seiner Brüder und Schwestern überleben. Es handelte sich um eine illusorische Hoffnung, aber sie war nichtsdestoweniger vorhanden – dann hörten die Ashrak auf, Spiele zu spielen.
Der Gegenschlag des Feindes brach mit verheerender Gewalt über die kleine Anzahl von Freiheitskämpfern herein. Innerhalb kürzester Zeit verschwanden die Symbole der eigenen Schiffe nach und nach von Watsons Plot.
Der Rebellenoffizier ließ den Kopf hängen. Es war vorbei. Er wusste es und der Ashrakbefehlshaber auf der anderen Seite wusste es mit Bestimmtheit auch.
Eine erste Welle von Sturmtransportern zog an der angeschlagenen Babylon vorbei. Der Gegner begann mit der Kampflandung.
Watson knirschte mit den Zähnen. »Nicht so voreilig, ihr Drecksäcke! Noch sind wir nicht tot.«
Die Babylon stieß aus den unteren Deckgeschützen mehrere kohärente Energiestrahlen aus, die einen Sturmtransporter aufspießten und in einen Feuerball verwandelten.
Zwei Schwere Kreuzer der Ashrak flankierten die Babylon und beharkten sie aus den Breitseitenwaffen. Explosionen überschütteten das zum Untergang verurteilte Schiff. Nach und nach fielen sämtliche Waffen aus. Jessica Mack trat neben ihren Kommandanten und legte diesem mitfühlend die Hand auf die Schulter. Er berührte sie mit der eigenen, ohne sich umzudrehen.
Eine letzte Salve durchbrach die Panzerung oberhalb der Brücke und vernichtete Schiff und Besatzung. Von der Babylon blieb nur ein leeres, ausgebranntes Gerippe zurück. Die Ashrak setzten ihren Angriff auf Delta Blue weiterhin fort, als wären die Leben, die sie gerade vernichtet hatten, nicht das Geringste wert.
Der 4. Teil erscheint noch dieses Jahr. Die Serie wird insgesamt acht Bände umfassen.

Seit Kurzem ist das Hörbuch "Das gefallene Imperium 1: Die letzte Bastion" bei Audible für nur 3,95 Euro erhältlich. Man muss kein Abonnent sein. Der Preis gilt für alle. Wie lange die Preisaktion andauern wird, ist mir leider nicht bekannt. Weiterhin kann das Hörbuch für Audible-Abonnennten immer noch ohne Zusatzkosten direkt von der Homepage gestreamt werden. Die Ebooks der kompletten Hauptserie kosten weiterhin 4,99 Euro.

Eine der Bedingungen des Friedensvertrags von 2857 bestand darin, das Solsystem unter Kontrolle der Drizil zu behalten. Der Republik wurde jedoch ständiger (unbewaffneter) Zugang gewährt. Um die Streitkräfte der Drizil zu entlasten, wurde der Bevölkerung von Erde, Mars und den Wohnhabitaten die Aufstellung einer eigenen Miliztruppe gewährt, um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Diese Miliz war eigentlich wenig mehr als eine Polizeitruppe. Sie erhielt jedoch unerwartet Bedeutung bei der Nefraltiri-Invasion des Solsystems von 2891. Während der Kämpfe, taten sich die Milizionäre als mobile, schwer bewaffnete Truppe hervor und leisteten Herausragendes.

Das Manuskript des neuen (elften) Imperium-Romans mit dem Titel "Waffenbrüder" ist nun zu 50 % fertig. Aus diesem Grund hier eine neue Leseprobe, frisch von meinem Arbeitsplatz: Die Steuerbordbreitseite wurde schwer getroffen und das gewaltige Kriegsschiff neigte sich auf dieser Seite be-denklich gen Boden. Finn biss sich auf die Unterlippe, be-fürchtete er doch schon das Schlimmste. Die Besatzung ge-wann jedoch den Kampf gegen die Schwerkraft. Die Fluglage der Colossus stabilisierte sich. Es gewann sogar langsam an Höhe. Unendlich vorsichtig, schob sich der Rumpf des Dreadnoughts durch die Wolkendecke Richtung Weltraum. Der unbekannte Feind war mit der Colossus aber noch nicht fertig. Unaufhörlicher Beschuss hämmerte auf bereits ge-schlagene Wunden ein. Ein Teil der gegnerischen Jäger drehte jedoch von der verwundeten Beute ab und griff die Stadt an. Ohne Mitleid oder Zögern bombardierten sie die Wohncontainer der Drizil. Bei allem Mitgefühl, bewegte den Anführer der Schattenle-gionen in diesem Moment jedoch nur eines: „Holt den Präsi-denten von der Bühne! Sofort!“ Wie sich herausstellte, war die Anweisung gar nicht not-wendig. Die Schattenlegionäre zerrten den Präsidenten, seine Frau und dessen gesamten Stab recht unsanft von der Bühne und brachten die Gruppe hinter einer Pinasse in Si-cherheit. Finn gesellte sich mit dem Gewehr im Anschlag dazu. Präsi-dent Donelly wollte in das Beiboot steigen, doch einer der Legionäre hielt ihn zurück. Finn packte den Mann grob an der Schulter. „Noch nicht. Wenn wir jetzt starten, pusten die uns vom Himmel, noch bevor wir den Orbit erreichen. Die Luft- und Raumverteidigung der Drizil, obwohl völlig überrascht von dem brutal ausgeführten Angriff, begann zu reagieren. Der Himmel war plötzlich voller Jäger der Fle-dermausköpfe, die sich eine wüste Schlägerei mit den unbe-kannten Angreifern lieferten. Die Drizil waren erheblich in der Überzahlt, es gelang ihnen aber dennoch kaum, die Stellung zu halten. Der Him-mel war erfüllt von einem Lichtermeer – schön und schreck-lich zugleich. Die Jagdgeschwader beider Seiten führten einen tödlichen Tanz auf. Energiestrahlen zuckten schein-bar ohne Plan und ziellos umher. Kampfmaschinen explodier-ten und ihre Überreste regneten brennend zur Oberfläche hinab. Schwere Laserbatterien mischten sich vom Boden aus in den Kampf ein. Sie woben ein gewaltiges Netz und jeder Feind, der damit in Berührung kam, verging in einem Wimpern-schlag. Dermaßen schnell, dass der betreffende Pilot nicht bemerkte, was ihn getroffen hatte. Die Kämpfe weiteten sich aus. Klobige Schiffe lösten sich aus dem Gefecht, scheinbar unbeteiligt. Finn war lange ge-nug Soldat, um einen Truppentransporter zu erkennen, wenn er einen sah. Er packte das Bolzengewehr in seinen Händen fester. Nun würden sie ihrem Feind bald Auge in Auge ge-genüberstehen. Oberhalb der Wolken gab es eine immense Explosion. So groß, dass sie für ein paar Sekunden die Aufmerksamkeit aller am Boden fesselte. Finn presste die Lippen aufeinander. Er hoffte nur, dass es nicht die Colossus erwischt hatte.